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Manifest

This site is written in German. The English counterpart of it is available at Manifest.

Warum ein Manifest?

Vorerst ist das Ziel, im deutschsprachigem Raum wieder für mehr Vernetzung unter den kleinen ISPs zu sorgen. Bis vor ca. 15 Jahren gab es den Individual Network e.V., der als Dachorganisation für viele kleinere ISPs da war.

Wenn das dann klappt, würde ich mir überlegen, erst was im internationalen Raum zu machen. Zum einen sollte man nicht vorgreifen oder bei anderen Initiativen werben, zum anderen kann man so auch die Vielfalt fördern. Außerdem würde es Internationalität erstmal unnötig schwer machen. Wenn man es dann lokal geschafft hat, kann man sich darum kümmern, sich mit den anderen größeren Netzen (z.B. dem FFDN) zu vernetzen.

Für wen?

Das Manifest soll v.a. für solche ISPs sein, die Internetzugang oder Dienste im Internet (Mail, Web, Jabber, Shell, etc.) anbieten.

Langfristige Ziele

Langfristig ist das Ziel, wieder eine Dachorganisation für kleine freiwillige ISPs zu haben. Über diese Dachorganisation kann man dann gemeinsam z.B.

  • Infrastruktur betreiben, z.B. zum günstigen DSL-Einkauf
  • günstig Hardware beschaffen
  • eine gemeinsame politische Stimme haben

Kurzfristige Ziele

Bis es soweit ist, würde ich zusehen, dass wir erstmal überhaupt Vernetzung hinbekommen. Es gibt immer noch einige kleine der alten Individual Networks in Deutschland, aber es gibt keine Verbindungen mehr. Außerdem gibt es auch einige neuere Initiativen, die aber von den INs gar nicht wissen und alleine vor sich herdümpeln.

Deswegen will ich vorerst dafür sorgen, dass es bestimmte Werte gibt, auf die man sich berufen kann. Das alleine kann schon genug Moment erzeugen, dass man damit Aufmerksamkeit bekommt, und dass auch andere zu einem stoßen. Wenn man dann irgendwann die Notwendigkeit sieht, sich besser zu organisieren, kann man dann an einen Dachverband denken.

Diese Werte soll dieses Manifest festschreiben.

Unterschiede zu anderen Initiativen

Es gibt wohl zwei Arten von Initiativen, mit denen wir sehr ähnlich sind:

  • freifunk – freifunk macht anderes. Vor allem machen sie Funk, und sie machen vor allem Internetzugang unter bestimmten Voraussetzungen. Mit freifunk sollte man auf jeden Fall zusammen arbeiten, aber ich denke eigentlich an was inklusiveres als freifunk.
  • Digitale Bürgerrechte a la CCC, DigitalCourage, Piratenpartei, etc. – diese Initiativen interessieren sich mehr für Bürgerrechte und betreiben teilweise nebenbei noch Infrastruktur. Aber ich will von anderer Seite rangehen: Wir sollten ISPs sein, die auch nur aus dieser Warte heraus sprechen. Keine Bürger, die etwas von anderen ISPs fordern, sondern ISPs, die gewisse Chancen wahrnehmen und Meinungen vertreten können.

Namen?

Erste Ideen für Namen waren SelfISP, OwnISP, oder einfach den alten Namen wiederzubenutzen, Individual Network. Eine andere Idee war FDGN in Anlehnung an das FFDN, aber ich finde, man sollte dann schon probieren, eine deutsche Abkürzung zu nehmen.

Letzterer ist historisch belegt vom Individual Network e.V., der sich aber 2000 auflöste. Dieser stellte damals schon eine Einkaufsgemeinschaft vieler lokaler INs dar, von denen einige noch heute existieren. Die Domain individual.net könnte man evtl. bekommen (momentan wird da der Newsserver der FU-Berlin drauf beworben?!), und mit dem alten Namen und den alten Zielen neu starten. Gut wäre, dass man damit gleich einen prominenten Start hinlegen würde. Der IN ist vielen noch ein Begriff, und pressetechnisch wäre da sicher auch was drin. Auf der anderen Seite müsste man sich dann auch mit Vorwürfen von alten IN-Mitgeliedern anhören, oder dass dieser IN nicht mehr das sei, was er früher mal war, etc.

Ein neuer Name würde auch bedeuten, dass man keine Starthilfe beim Marketing hätte. Außerdem scheinen alle guten Namen, die so spontan einfallen, schon irgendwie belegt. Vielleicht sollte man auch eher auf was deutschsprachiges gehen, wenn man die Sache wirklich nur in Deutschland machen will.

Und dann?

Wenn das Manifest fertig ist, würde ich als erstes diverse INs und ähnliche Initiativen anschreiben, was sie davon halten, wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Die letztendliche Fassung sollte man wohl am besten beschließen, wenn man physisch zusammensitzt. Ein CCC-Event a la Easterhegg, MRMCD oder 31c3 (der noch weit weg ist) würde sich dafür anbieten.

Grundideen

Folgende Dinge sollten im Manifest festgeschrieben sein:

  • Netzneutralität
  • Nichtkommerzialität
  • Datensicherheit
  • Datensparsamkeit
  • Zensurfreiheit
  • Autonomie
  • Offenheit
  • Werbefreiheit
  • Zukunftssicherheit
  • Verbreitung des Internets/Förderung von Wissen

Entwurf fürs Manifest

Einleitung

Netzpolitik wird im wesentlichen von zwei Faktoren bestimmt: Zum einen versuchen Firmen, ihre wirtschaftlichen Interessen zu sichern, und zum anderen versucht die Politik, das Internet zu kontrollieren und zu überwachen.

Wir lehnen beide Richtungen ab: Wir wollen ein Internet, in dem sich jeder Mensch frei bewegen und das er mitgestalten kann, ohne dabei den kommerziellen Interessen anderer zu dienen.

Geltungsreichweite

Dieses Manifest bestimmt moralische Standards für nichtkommerzielle Anbieter von Diensten im Internet oder vom Zugang zum Internet. Diese moralischen Standards sind nicht durch Gesetze gedeckt oder können in einer demokratischen Gesellschaft nicht davon gedeckt werden. Die angebotenen Dienste können kostenlos oder gegen Bezahlung verfügbar sein.

Nutzer der unterzeichnenden Anbieter (Internet Service Provider, ISPs) können sich der hierdrin bestimmten Freiheiten und Werte gewiss sein.

Zensurfreiheit

Wir denken, dass Menschen freien Zugang zu allen öffentlich verfügbaren Informationen haben sollten, egal, welcher Natur.
Der ISP wird daher in keiner Weise Informationen verändern oder unterdrücken.

Netzneutralität

Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Diensten kann deren Benutzbarkeit deutlich einschränken und kann so zu einer “weichen” Zensur führen.
Der ISP wird daher jeden Datenstrom gleich behandeln, unabhängig von Quelle und Ziel, und wird sich darum bemühen, einen möglichst gleichen Zugang zum gesamten Internet zu ermöglichen.

Nichtkommerzialität

Die Kommerzialisierung des Internets hat zur Folge, dass menschliche wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden.
Der ISP wird daher nichtkommerziell agieren, d.h. ehrenamtlich administriert, bzw. ohne Gewinnerzielungsabsicht.

Datenschutz

Eine ungezwungene Nutzung des Internets ist nur möglich, wenn man sich der Vertraulichkeit seiner privaten Daten sicher sein kann.
Der ISP wird daher keine ihm anvertrauten Daten weitergeben, sofern es nicht für die Erfüllung der Dienste notwendig ist. Persönliche Daten werden vertraulich behandelt und so unangesehen lassen, wie es für die verantwortungsvolle Administration der Dienste oder zum Support der User notwendig ist.

Datensparsamkeit

Die Statistik macht es möglich, alleine aus Metadaten mehr Informationen über Menschen zu extrahieren, als diese selber wissen.
Der ISP bemüht sich daher, Logdaten sowohl in Umfang als auch in Speicherdauer auf das für die Administration benötigte Maß zu verringern.

Autonomie, Zukunftssicherheit

Zu oft werden Dienste von anderen Firmen übernommen und daraufhin abgeschaltet oder anderweitig bis zur Unbenutzbarkeit verändert.
Der ISP bemüht sich daher, seine Dienste so autonom wie möglich und mit Hinblick auf eine zukunftssichere Finanzierung und Beschäftigung zu betreiben, damit Nutzer sich der langfristigen Verfügbarkeit der Dienste sicher sein können.

Werbefreiheit

Werbung ist überall anzutreffen, und gerade im Internet inflationär. Sie belästigt Nutzer und versucht, ihnen ungefragt Konsum aufzudrängen.
Der ISP wird keine Werbung in irgendeiner Form in seinen Diensten haben.

Förderung von Wissen

Nutzer werden derzeit von vielen Diensten nur noch als Inhalte konsumierende Zombies vorausgesetzt.
Das soll sich mit unserem Ansatz ändern: Jeder soll befähigt sein, Dienste selber zu betreiben. Der ISP versteht seine Nutzer als selbstständige Nutzer und Macher des Internets und bemüht sich darum, das Wissen um die Erzeugung von Inhalten und den Aufbau und Betrieb von Infrastruktur weiterzuvermitteln.

Offenheit, Mitbestimmung

Das Wissen um die Erzeugung von Inhalten und den Aufbau und Betrieb von Infrastruktur ist auf einige wenige, gut gebildete Menschen beschränkt.
Der ISP ist offen für alle, die sich für eine positive Nutzung des Internets einsetzen und an der Gestaltung des ISPs mitwirken wollen.

Transparenz, Einschränkungen

All diese Punkte gelten natürlich nur, sofern es der gesetzliche Rahmen erlaubt.

Doch falls gesetzliche Einschränkungen der hier bestimmten Freiheiten gelten, so macht der ISP dies transparent und versucht, seine Nutzer möglichst umfassend über diese Einschränkungen und ihre Folgen aufzuklären.

manifest_de.txt · Last modified: 2014-03-20 12:24 by gnrp